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Bayer-Hauptversammlung
28. April, Köln-Deutz
Statementvon Gregor Kaiser für die Kampagne <em>Freie Saat statt tote Ernte! </em>auf Einladung der Kritischen AktionärInnen
Hier als pdf-download.
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Gregor Kaiser, in Bonn lebend und heute hier, um die Interessen von 33 Organisationen aus dem entwicklungspolitischen, umweltpolitischen und bäuerlichen Bereich zu artikulieren. Diese bundesweit und lokal agierenden Gruppen engagieren sich seit vielen Jahren für eine lokal und global zukunftsfähige Landwirtschaft - zusammengefunden haben wir uns im letzten Jahr, um die Durchsetzung der sogenannten Terminatortechnologien, zu denrn auch das Unternehmen Bayer arbeitet und forscht, zu verhindern.
Bayer ist ein breit aufgestelltes Unternehmen, welches in den Sparten Pharma, Chemie und Agrar weltweit Geschäfte tätigt, Menschen beschäftigt, Umwelt vernutzt und Unwelt gestaltet. Umwelt- und Sozialstandards werden in Broschüren und im Internet allerdings groß geschrieben.
Doch blendet der schöne Schein nur?
Stichwort Saatgut:
Pflanzenzüchtung gibt es seit Jahrtausenden von Jahren - v.a. Bäuerinnen sind weltweit diejenigen, die dafür Verantwortung tragen. Saatgut ist Überlebensmittel und grundlegendes Produktionsmittel aller Landwirte weltweit. Saatgut wird getauscht, lokal angepasst und weiterentwickelt und das Wissen darüber ausgetauscht. Nur so konnte die ungeheuere Nutzpflanzenvielfalt mit vielen Tausend besonderen Anpassungen an besondere Standorte gelingen.
Seit rund 100 Jahren existiert die kommerzielle Züchtung, seit rund 70 Jahren der pflanzliche Sortenschutz, mit dem Unternehmen wie Bayer versuchen, die Investitionskosten durch Lizenzeinnahmen wieder einzuspielen. Seitdem geht die Sortenvielfalt mehr und mehr zurück. Mit der Akquise der Crop Science Sparte von Aventis ist die Bayer AG zu einem der führenden Konzerne in diesem Feld aufgestiegen: Saatgutzüchtung und gentechnisch veränderte Sorten gehören mittlerweile zum Tagesgeschäft.
Gehört dazu auch die Anwendung von Terminator-Technologien? Diese machen Saatgut mit gentechnische Methoden unfruchtbar. Die Landwirte würden, so sie einmal Saatgut gekauft haben, dazu gezwungen, jedes Jahr neues Saatgut kaufen und die Lizenzgebühren zahlen zu müssen. Genauso wie sie bereits heute von Ihnen gezwungen werden, für den Nachbau aus ihrer eignen Ernte Gebühren, sogenannte Nachbaugebühren, zu zahlen - nur damit die Dividende stimmt?!
Seit Ende der 1990 Jahre sind diese Technologien, der offizielle Name ist Genetic Use Restriction Technologies, geächtet - die internationale Staatengemeinschaft hat sich im Rahmen der Konvention über die biologische Vielfalt im Jahr 2000 für ein Moratorium ausgesprochen. In den letzten Monaten gab es auf internationaler Ebene massive Versuche einzelner Regierungen und einiger Unternehmen, Freilandversuche für diese - ich muss sagen - Abhängigkeitstechnologie durchzusetzen. Auch der Bayer-Konzern ist an der Entwicklung von Terminator-Technologien beteiligt - ein halbes Dutzende Patente und Patentanmeldungen mit Titeln wie "Neuartige Gene zur konditionellen Zellablation" oder "Verfahren zur Herstellung weiblich steriler Pflanzen" belegen dies. Meine Fragen an den Vorstandsvorsitzenden lauten:
· Inwiefern ist die Bayer AG, Bayer Crop Science oder eines der Tochterunternehmen heute in die Entwicklung dieser Technologien involviert? Führt Bayer Versuche im Gewächshaus durch? Hat Bayer das Ziel, Terminatorsaatgut auf den Markt zu bringen?
· An welchen Standorten und Pflanzenarten erfolgt die Forschung oder wird die Anwendung von Terminator-Pflanzen getestet?
· ? Laut Stellungnahme von Bayer Crop Science besitzt das Unternehmen lediglich Terminator-Patente, die durch die Akquisition von Aventis Cropscience übernommen wurden. Damit sagt Bayer die Unwahrheit, in Wahrheit besitzt Bayer mindestens fünf Patente auf Saatgutsterilisierungs-Technologien. Warum werden diese Patente unterschlagen?
· Wieviel Euro Forschungsgelder hat Bayer oder eines der Tochterunternehmen in die GURTs-Forschung , wie viel für diesbezügliche Lobbyarbeit investiert?
· Welche Kooperations- oder Lizenzabkommen mit anderen Saatgutunternehmen unterhält Bayer oder eines der Tochterunternehmen im Bezug auf GURTS?
Es geht noch aktueller: Im Januar 2006 kaufte Bayer ICON GENETICS, die sich u.a. der Schaffung von sogenannten Pharmapflanzen widmet, also Pflanzen, die gentechnologisch so verändert werden, dass sie Pharmazeutika produzieren. Auch ICON hat ein Patent auf, so der Titel, "die sichere Herstellung eines gewünschten Produktes in Hybridsamen". Herr Vorstandsvorsitzender, ich frage Sie, ist es das was Bayer unter Umweltschutz versteht? Damit Pflanzen unnatürlicherweise Antibiotika produzieren können, diese aber natürlich nicht auskreuzen sollen, werden die Pflanzen mit Hilfe von Gentechnologie steril gemacht, so dass sie angeblich nicht mehr auskreuzungsfähig sind? Gentechnologie für den Umweltschutz - finden Sie dies nicht genauso absurd, wie Atomenergie als Mittel zur Treibhausgasreduktion?
Meine Damen und Herren, machen sie diesem katastrophalen Spiel ein Ende. Denn es wird auf dem Rücken der Landwirte weltweit und auf dem Rücken der Zukunft ausgetragen. Totes Saatgut braucht kein Mensch - Freie Saat statt tote Ernte. Danke schön.
Bayer-Patente (die beiden unten stehenden sind mit dabei)