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Biopiracy

Biopiraterie

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Cupuaçu war bis zum Sommer 2005 eines unserer wichtigsten Themen. Warum und wie der aktuelle Stand ist, erfahren Sie auf dieser Seite.

Manaus – München – Tokio: Biopiraten doppelt und dreifach gescheitert

Wie umfassende Angriffe von Biopiraten auf traditionellen Umgang mit Nahrungspflanzen aussehen können und welche erfolgversprechenden Möglichkeiten es gibt, dagegen vorzugehen, kann der Streit um die Cupuaçu-Frucht zeigen.

 

Im Jahr 2000 wollten brasilianische KleinbäuerInnen und FrüchtesammlerInnen aus dem Amazonasgebiet Süßigkeiten und Marmeladen aus dem Fruchtfleisch der Cupuaçu-Frucht exportieren. Doch ihr Ansinnen scheiterte zunächst: Die japanische Firma Asahi hatte den Namen der Pflanze in Europa, in den USA und in Japan als Marke eingetragen lassen – und damit das Eigentum an diesem Wort im Bereich von Süßspeisen inne; und sie ließ Strafen androhen: Cupuaçu-Marmelade durfte nicht als „Cupuaçu“-Marmelade vertrieben werden. Zudem hatte Asahi auf die Herstellung von Cupulate, einer Art "Schokolade" aus den Kernen der Cupuaçu-Frucht (die dem Kakao botanisch sehr eng verwandt ist) ein Patent beantragt, der Patentantrag war im Sommer 2002 beim Europäischen Patentamt in München eingereicht worden.

In Brasilien war die Empörung riesig und schnell entstand eine Kampagne gegen diesen Fall von Biopiraterie mit dem Slogan. "O Cupuaçu é nosso!" - "Cupuaçu gehört uns allen". Die BUKO-Kampagne nahm Kontakt auf und wurde zur Kooperationspartnerin in Europa. Gemeinsam mit ihr und dem Regenwald-Institut bereiteten die Betroffenen eine offizielle Einwendung gegen das Patent vor, um dessen Erteilung zu verhindern. Dutzende von Weltläden konnten dafür gewonnen werden, trotz fehlender Lizenz, Cupuaçu-Pralinen zu verkaufen . Natürlich zusammen mit der Skandal-geschichte und der Möglichkeit, die Einwendung gegen den Patentantrag mit zu tragen. Die Aktion - „Naschen gegen Biopiraterie“ nahm ihren Lauf und über viele, viele Menschen beteiligten sich daran.

Im Oktober 2003 wurden 5000 Unterschriften zur Unterstützung der Einwendung dem Patentamt in München übergeben. Dabei wurde auch ein 10 x 4 m großes Transparent aus Brasilien ausgelegt; es trug die „Cupuaçu é nosso“ und war auf vielen Veranstaltungen und der traditionellen „Festa de Cupuaçu“ im Amazonasgebiet mit Hunderten von Unterschriften versehen und extra für die Aktion über den Atlantik gebracht worden.

Inzwischen ist der Streit gut ausgegangen: Nachdem schon das japanische Patentamt das Patent abgelehnt und das Europäische Patentamt nach der Einwendung weitere Unterlagen von den Kampagnen-Aktivisten angefordert hatte, verlangte es schließlich von Asahi in etlichen Punkten eine Nachbesserung des Patentantrages. Asahi schien sich dazu nicht in der Lage zu sehen, jedenfalls bezahlten sie keine Gebühren mehr zur Aufrechterhaltung der Patentanmeldung und nach diversen Fristabläufen wurde der Patentantrag schließlich im Juni 2005 für ungültig erklärt.

Auch die eingetragene Marke kippte nach einem Löschungsantrag aus Brasilien. Nach langen Monaten des Wartens in der ersten Jahreshälfte 2005 wurde die Markeneintragung beim Harmonisierungsamt für den europäischen Binnenmarkt in Alicante im Juni 2005 endgültig gelöscht, auch dank vieler unterstützender Unterschriften auf einem entsprechenden Cupuaçu-Plakat: „Cupuacu“ ist wieder frei benutzbar. Damit kann jetzt ab Sommer 2005 der Fruchtname für Produkte aus Cupuaçu verwendet werden, die von Kleinbetrieben im Amazonasgebiet hergestellt und über Weltläden vertrieben werden. Außerdem kann Herstellung und Vertrieb von Cupulate ins Auge gefasst werden.

Ein Erfolg im Kampf gegen Biopiraterie, der anspornt, in ähnlichen Fällen ebenfalls einzugreifen und nicht locker zu lassen, um Biopiraten zu stoppen.

Ein Interview von Radio LORA München mit einem Kampagnenmitglied über den Erfolg ist auf dieser Seite angekündigt und hier herunterzuladen (7,6 MB, 8 min).

 


Archiv Cupuaçu

Texte & Möglichkeiten aktiv zu werden

Naschen gegen Biopiraterie?!
Widerstand gegen dreiste Patentanträge auf brasilianische Frucht; Artikel aus dem Kaperbrief Nr. 2 (April 2003)

Cupuaçu, lecker und verboten
Unser Flyer zum aktuellen Cupuaçu-Fall

Auftakt der Aktion "Naschen gegen Biopiraterie"
am Tag der biologischen Vielfalt
Pressemitteilung der Kampagne gegen Biopiraterie (Mai 2003)

Was ist Cupuaçu?
Eine kurze Beschreibung der Pflanze

Aktionen

Cupuaçu DealerInnen gesucht.
Wir suchen "Cupuaçu-DealerInnen", die in vielen Städten die leckere Süßigkeit aus Brasilien als politische Aktion und Gaumenfreude verkaufen – und helfen, ihre Geschichte bekannt zu machen.

Einwendung an das Europäische Patentamt (EPA) unterstützen
Postkartenaktion gegen den Patentantrag der Firma Asahi beim EPA

Protestmails verschicken
Bei amazonlink.org (einer brasilianischen Kampagne gegen Biopiraterie) kann mensch Protestmails verschicken

Upcoming events Lust auf eine Veranstaltung zum Thema Biopiraterie?


17. April 2011 Via Campesina Aktionstag: Aktionen in Brüssel   [mehr...]

 


14.-16. Januar 2011, Seminar: Kämpfe um Saatgut in Niedkaufungen bei Kassel   [mehr...]

 



News from the Campaign
01.05.2010
Internet-Rundschau Nr. 1/2010 vom 1. Mai   [mehr...]

 

13.04.2009
Internet-Rundschau Nr. 3, April 2009   [mehr...]

 

19.03.2009
Internet-Rundschau Nr.2, März 2009   [mehr...]

 

17.10.2008
Demonstration gegen Patente auf Leben   [mehr...]

 

20.06.2008
Die Zerstörung geht weiter   [mehr...]

 

01.05.2008
Kaperbrief spezial zur COP9 in spanisch, englisch und deutsch erschienen   [mehr...]

 

04.04.2008
Kaperbrief 10 erschienen   [mehr...]

 

26.02.2008
Tagungsgokumentation der 3. Europäischen Saatgut-Tagung erschienen   [mehr...]

 

22.02.2008
Reader zu "Herrschende Naturverhältnisse" erschienen   [mehr...]